In der Mittler-„Geschichtsstunde“ skizziert der Historiker und Publizist Kai-Axel Aanderud kurz und prägnant wichtige Ereignisse der jüngsten deutschen Geschichte. In der Folge „Proschtschaj, Germania, Lebe wohl, Deutschland: Die Sowjetarmee zieht aus Deutschland ab“ beschreibt er die Rolle des Kremls beim Zustandekommen der Deutschen Einheit. Anders als die kommunistische Führung in Peking, die die chinesische Demokratiebewegung Anfang Juni 1989 gewaltsam niederschlägt, sieht Kreml-Chef Michail Gorbatschow von einer Intervention gegen die Friedliche Revolution in der DDR ab. „Wenn das Volk der DDR die Wiedervereinigung will, dann wird sie kommen“, sagt sein Berater Nikolai Portugalow. Bis 1994 ziehen die Russen 550.000 Soldaten und 2,7 Millionen Tonnen Waffen aus Deutschland ab. Für die Offiziere baut die Kreditanstalt für Wiederaufbau 44 nigelnagelneue Offiziersstädte mit für Russland ungewohntem Komfort: „Als ich unsere Wohnung zum ersten Mal sah, kam ich aus dem Staunen nicht heraus“, sagt Krankenschwester Marina Aschpetkina. Für Boris Jelzins Ziehsohn und Nachfolger Wladimir Putin stellt der Herbst 1989 einen Wendepunkt im Leben dar. In Dresden wird der damalige KGB-Oberstleutnant Augenzeuge der Demonstrationen: „Wir haben so viele Unterlagen verbrannt, dass der Ofen platzte“, erinnert er sich später. Die von ihm angeforderte Verstärkung bleibt stundenlang aus: „Ich hatte damals das Gefühl, unser Land existiert nicht mehr.“ Für Putin ist Russlands „Machtparalyse“ eine nationale Schmach – er wird Lehren daraus ziehen.
MITTLER VIDEO
PROSCHTSCHAJ, GERMANIA, LEBE WOHL, DEUTSCHLAND: DIE SOWJETARMEE ZIEHT AUS DEUTSCHLAND AB